Schwule und Lesben rufen EU an

Manuela Rossi, Laura Velutti und Giacomo Cardaci präsentieren die Kampagna von "Love Out Law"

Manuela Rossi, Laura Velutti und Giacomo Cardaci präsentieren die Kampagne von „Love Out Law“

Italiens Premier Matteo Renzi präsentiert sich als der große Erneuerer. Alles will er modernisieren. Den Arbeitsmarkt. Die öffentliche Verwaltung. Die Justiz. Nur bei einem Thema zeigt er sich von seiner eher verknorrten Seite: bei den Rechten für Schwule und Lesben.

Ehen oder Lebenspartnerschaften zwischen Menschen gleichen Geschlechts erkennt Italien bis heute nicht an. Seit zwei Jahrzehnten wird viel diskutiert, bewegt hat sich nichts. Renzi hat zwar ein Gesetz versprochen, doch das lässt auf sich warten. Als er sein Programm für die kommenden 1000 Tage vorstellte, verlor der 39-Jährige kein Wort mehr darüber.

Während Renzi zögert, preschen die Bürgermeister vor. Giuliano Pisapia und Ignazio Marino, die liberalen Stadtoberen von Mailand und Rom, haben damit angefangen, im Ausland geschlossene Homo-Ehen zu registrieren. Innenminister Angelino Alfano, ein strammer Konservativer, hält das für unrechtmäßig und hält die Präfekten dazu an, die Eintragungen zu annullieren. Und Renzi? Schweigt und lässt Alfano gewähren.

Italiens Schwulen und Lesben sind über die Untätigkeit der Regierung erzürnt – und rufen direkt Europa an. Das Netzwerk „Love Out Law“ startete eine Serie an Aktionen, die Druck auf Rom ausüben sollen. Die Interessengemeinschaft versendet Briefe an die europäischen Institutionen, an die Europaabgeordneten der italienischen Sozialdemokraten (Partito Democratico, PD) und an multinationale Unternehmen. Eine Petition auf der Internetseite Change.org appelliert direkt an die italienische Regierung.

Zentrales Element der Kampagne ist ein Dokumentarfilm, an dem die Filmemacherin Manuela Rossi arbeitet. Zwei Videoclips sind bereits fertigt und auf Youtube veröffentlicht. Einer zeigt Philippe und Alberto in ihrer Wohnung in Mailand. Der Franzose und der Italiener haben vor kurzem geheiratet. Die Zwei sitzen auf der Couch und kraulen ihren Hund.

Philippe wirft einen roten Gummiball. Die Kamera schwenkt auf den Vierbeiner, der hinterher springt. Doch als der Dackel zurück hechelt, irrt er herum. Er findet seine Herrchen nicht. Die Couch ist verwaist. Philippe und Alberto sind verschwunden. Am Ende wird der Satz eingeblendet: „Italiens Regierung löst Homo-Ehen auf. Helfen Sie uns, das zu stoppen.“ Wird der Hilferuf erhört?

Beitrag teilenShare on FacebookTweet about this on TwitterEmail to someone
Download PDF