In Italien kennt diesen Film fast jeder. In dem Streifen „La banda degli onesti“ versucht sich Neapels Leinwandheld Totò als Geldfälscher. Doch ihn packt das Gewissen. Am Ende verbrennt er den Koffer voller Blüten – und stellt fest, dass er versehentlich auch seinen Gehaltsscheck mit ins Feuer geworfen hat.
Einige Landsleute Totòs befallen da schon wesentlich weniger Skrupel. Neapel ist die Hauptstadt der Euro-Blüten. Zwischen 80 und 90 Prozent des Falschgelds wird in der kampanischen Metropole hergestellt. (Diese Zahl wird von der italienischen Finanzpolizei Guardia di Finanza und Europol bestätigt.) „Napoli Group“ ist in Ermittlerkreisen inzwischen zu einem feststehender Begriff geworden. Es handelt sich dabei wohlgemerkt nicht um eine kriminelle Organisation, sondern eine Fälscherhandschrift. Die Blüten aus Neapel gelten als die besten ihrer Art.
Zu allem Glück ist die italienische Polizei den Halunken auf den Fersen. Die Carabinieri nahmen Ende November 56 Personen fest. In Neapel und Caserta, aber auch in Genua und Turin. Francesco Ferace, der oberste Falschgeldjäger Italiens, bezeichnete die Operation als einen „schweren Schlag“ gegen die Napoli Group. Die Ermittler hoben nicht nur eine illegale Druckerei und Prägeanstalt aus, sondern zerschnitten auch das Vertriebsnetz an Grossisten und Lageristen.
Ist der Kampf vorbei? In seinem Römer Büro – direkt am Hauptbahnhof Termini – ist Ferace jedenfalls nur verhalten optimistisch. Die Napoli Group? „Wir haben da einen wirklichen Treffer gelandet“, sagt Ferace. „Das Phänomen ist unter Kontrolle.“ Dann fügt er aber an: „Aber wir behaupten nicht, dass wir die Geldfälscher weltweit besiegt hätten. Der ewige Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen geht täglich weiter.“ Übrigens: Ferace ist ein Filmfan. Die Operation hat er „I soliti ignoti“ getauft. Nach einem Film aus dem Jahr 1958, in dem auch Totò mitspielt.
Die ganze Geschichte erschien in der „Welt am Sonntag“: 2014_11_30_neapel_geldfälscher