Pizza, Pasta anstatt Pekingente

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Italienischer geht’s nicht. Das Restaurant Al borgo antico in Legnano im Nordwesten Mailands. Auf der Speisekarte Penne al pomodoro, Cotoletta und Sorbetto al limone. In der Küche Ivan Niccolai, Carlo Mezzanzana. Im Speisesaal Kellner Matteo Gali.

Doch Eigentümer ist nicht die Familie Rossi, sondern die Familie Wu. Francesco Wu, 33 Jahre alt, hat das Lokal 2009 von einem Kalabresen übernommen. Keine Frühlingsrolle, keine Pekingente süß-sauer, kein Glückskeks kommen auf den Teller. „Da verdienst du nichts. Die Preise sind zu tief“, sagt Wu in einem perfekten Italienisch. Stattdessen feine Cucina all’italiana.

Hilfe, die Chinesen kommen! Europa versinkt in der Schuldenkrise. Flaute, Deflation und Arbeitslosigkeit machen sich breit. Doch während die Europäer sich der Angst und Depression hingeben und den Geldbeutel festkrallen, geht die Volksrepublik auf Shoppingtour. Industriebetriebe, Luxusmarken, edle Immobilien – die Chinesen sind im Kaufrausch.

Schon lange ist vom unaufhaltsamen Aufstieg Chinas die Rede. Spielte sich das bisher etwas abstrakt und verkopft auf den Zeitungsseiten ab, garniert mit Kurven, die nach oben zeigen, so kommt die Machtverschiebung von West nach Ost inzwischen auch im Alltag der Europäer an.

Gut beobachten lässt sich das in Italien. Rund 320.000 Chinesen leben auf dem Stiefel. Sie sind erstaunlich tüchtig: 46.113 chinesische Personengesellschaften zählte die Vereinigung der italienischen Handelskammern Ende Juni 2014. Ob Restaurant, Kaffeebar, Wäscherei oder Kleidergeschäft – die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass hinter der Ladentheke ein Chinese steht.

Selbst im italienischen Fußball mischen die Chinesen mit. Bislang allerdings nur in den unteren Ligen. Einer davon ist Lu Rong Yi, 54. Der Barbesitzer ist der Präsident des Fußballvereins Sesto 2012, benannt nach dem Mailänder Stadtteil Sesto San Giovanni. Gegründet vor zwei Jahren zählt der Club bereits 300 Spieler, die sich über diverse Altersklassen und diverse Amateurligen verteilen.

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Die Anfänge sind bescheiden. Gekickt wird in der Nähe einer Müllverbrennungsanlage. Der Platz gleicht einem Acker. Doch die Ambitionen sind enorm. Rong Yi renoviert gerade ein neues Vereinsheim. Außerdem werden neue Tribünen angeschafft. Der Traum des chinesischen Clubpräsidenten? „Ich entdecke einen neuen Messi.“

Die komplette Geschichte, die in der Welt erschienen ist, finden Sie hier.

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