Die Münzfälscher aus Schanghai

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Bislang waren es Handtaschen, Schuhe und DVDs. Doch jetzt haben chinesische Fälscher ein neues Betätigungsfeld für sich entdeckt: die Produktion von falschen Euro-Scheinen und Euro-Münzen.

Die italienische Polizei hat ein chinesisch-italienisches Falschgeld-Netz ausgehoben. In der Operation „Shanghai Money“ nahmen die Carabinieri am Freitag (12. Dezember) in Cosenza, Palermo, Neapel, Rom und Salerno zwölf Personen fest. Ihnen wird vorgeworfen, falsche Euro-Münzen aus China importiert und weiter vertrieben zu haben.

Die Operation nahm ihren Anfang im April, als eine Dame aus Ghana auf Sizilien festgenommen wurde. Mit Falschmünzen im Nominalwert von 23.000 Euro im Geldbeutel. Im September wurde dann ein Container aus China mit Falschmünzen gestoppt. Außerdem stellten die Carabinieri in einem Lagerhaus bei Neapel Falschmünzen mit einem Nominalwert von rund 550.000 Euro sicher. Die Halunken hatten sie in langen Metallröhren versteckt.

Der Coup der Carabinieri beweist: Das Geldfälschen internationalisiert sich. Weil die Polizei den Fälschern in Europa dicht auf den Fersen ist, fliehen die Banden in Länder, in denen weniger kontrolliert wird. Dorthin verlagern sie illegale Druckereien und Prägeanstalten. In Europa bleiben dann noch Lageristen und Grossisten übrig, die die Blüten und Falschmünzen in Umlauf bringen.

Der Fund der Carabinieri ist wirklich außergewöhnlich. Das wird klar, wenn man die Statistik der europäischen Anti-Betrugsbehörde Olaf zu Rate zieht. Laut Olaf wurden im Jahr 2013 insgesamt 177.500 Euro-Falschmünzen aus dem Verkehr gezogen. Nominalwert: knapp 283.000 Euro. Rund 31.000 Euro-Falschmünzen wurden bereits beschlagnahmt, bevor sie in Umlauf gebracht werden konnten. Nominalwert: knapp 61.500 Euro.

Von 2002 bis 2013 wurden in Europa 19 illegale Prägeanstalten ausgehoben, zehn davon in Italien. Kein Wunder also, dass die Fälscher das Land wechseln. Die Prägeanstalten der Zukunft stehen in Schanghai und nicht mehr in Neapel. Die Kriminellen machen das, was die Industrie schon lange macht: Sie verlagern die Produktion ins Ausland. Nur halt nicht, um ein paar Cents zu sparen, sondern um ein paar neue herzustellen.

Der ausführliche Text und das Video der Carabinieri findet sich hier.

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